Reanalyse: Studie des BfS zu Kinderkrebs um bayerische kerntechnische Anlagen
In der BfS-Studie wird die Krebsinzidenz bei Kindern in den Gemeinden, die im 15-km Umkreis der kerntechnischen Anlagen liegen, mit der Krebsinzidenz in geeignet gewählten Vergleichsgebieten außerhalb der 15-km Region um kerntechnische Anlagen verglichen. Bei der Neuauswertung der Daten wird, abweichend von der Studie des BfS, der Vergleich zweier Poissonwahrscheinlichkeiten zur Berechnung des p-Werts angewandt, der auch in der so genannten Michaelisstudie verwendet wurde. Wie in der BfS-Studie wird der einseitige p-Wert bestimmt, also geprüft, ob die Krebsraten erhöht sind, nicht aber, ob sie vom Erwartungswert nach oben oder unten abweichen (zweiseitiger Test). Der einseitige Test ist schärfer; er führt zu halb so hohen p-Werten wie der zweiseitige Test. Aus den Zahlen für die Einzelstandorte findet sich nun eine signifikante Erhöhung der Krebsrate sowohl um des AKW Isar als auch um Gundremmingen. An beiden Standorten befinden sich Siedewasserreaktoren. Um die anderen drei Standorte, also Grafenrheinfeld (Druckwasserreaktor), Garching (kleiner Forschungsreaktor, 4 MW) und Kahl (Versuchsreaktor, 16 MWel) sind die Krebsraten nicht erhöht. Zusammengefasst ist die Krebsrate um die 3 AKW-Standorte signifikant um 35% (p=0,0043), um die beiden Standorte von Siedewasserreaktoren gar um 50% erhöht (p=0,0022). Nur weil die Krebsrate um die Forschungs- und Versuchsreaktoren Garching und Kahl um 11% erniedrigt ist, errechnet sich insgesamt keine signifikant erhöhte Krebsrate (RR=1,11, p=0,132). Die auffälligen Befunde um die AKW-Standorte werden im BfS-Bericht nicht erwähnt. In der folgenden Abbildung sind die relativen Risiken für die einzelnen Standorte und die 90% Vertrauensintervalle aufgetragen. In der Tabelle darunter werden die beobachteten (OBS) und die aufgrund des bayerischen Mittelwerts erwarteten (EXP) Fallzahlen im Untersuchungsgebiet (K) und im Vergleichsgebiet (V) aufgeführt. Das relative Risiko (RR) ist der Quotient aus den standardisierten Inzidenzraten OBS/EXP im Untersuchungsgebiet und im Vergleichsgebiet. Im BfS Bericht ist auch zu lesen,
dass die Kinderkrebsraten auch in der Umgebung von geplanten
Kernkraftwerken erhöht seien, also in Gegenden, wo noch gar kein
Kernkraftwerk existiert. Die Überprüfung zeigte, dass die Erhöhung
nur auf einen von sechs geplanten Standorten zurückzuführen ist, den
Standort Rehling, wo die Kinderkrebsrate tatsächlich signifikant um 53%
erhöht ist (P=0.007). Um die restlichen 5 Standorte unterscheidet sich
die Krebsrate nicht signifikant vom Erwartungswert (P=0.224). Der
Standort Rehling befindet sich aber ca. 30 km östlich - und damit in
der Abluftfahne – des Kernkraftwerks Gundremmingen.
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